Ancestral Clouds Ancestral Claims ist die erste Einzelausstellung von Arjuna Neuman und Denise Ferreira da Silva in Österreich. In ihrem Zentrum steht der neue, gleichnamige Film des Künstler*innenduos, co-produziert von der Kunsthalle Wien.
Diese Arbeit ist der jüngste Teil einer experimentellen Filmreihe, die die beiden als „elementares Kino“ bezeichnen: Je einem der vier Elemente gewidmet, entwickeln die Künstler*innen darin einen Ansatz, der von dem ausgeht, was von der global dominanten Ordnung von Denken und Sein nach wie vor vernachlässigt und verdrängt wird – die Materie, das Material, das Elementare.
Die Filme von Ferreira da Silva und Neuman untergraben die von der europäischen kolonialen Moderne geprägten Denk- und Beziehungsmuster zur Erde. Sie zeigen, dass uns teils selbstverständlich erscheinende Kategorien und Unterscheidungen einer zutiefst ungleichen, rassistischen Welt zugrunde liegen. Ancestral Clouds Ancestral Claims beschäftigt sich mit dem, wenn auch in veränderter Form, Fortbestehen dieses modernen Verhältnisses zur Welt anhand der Geschichte des Neoliberalismus und einer ihrer prägenden frühen Episoden – der Pinochet-Diktatur in Chile.
Der Film wurde in der chilenischen Atacama-Wüste gedreht; hier befinden sich einige der größten Minen weltweit. Das erhöhte, extrem trockene Terrain und die klare Luft der Wüste konservieren Geschichte. Heute kann man dort prähistorische Steinzeichnungen sehen, aber auch Arbeitslager aus der Kolonialzeit, die während der Militärdiktatur ab 1973 reaktiviert und zur Ausbeutung von Regimegegner*innen genutzt wurden. Und während an diesem Ort mit der klarsten Luft der Erde heute Radioteleskope der Himmelsbeobachtung dienen, bleiben diese Geschichten der Gewalt zu großen Teilen verschleiert.
Neuman und Ferreira da Silva experimentieren mit dem gleichzeitigen Denken und Wahrnehmen der verschiedenen Momente der materiellen Existenz: das Quantenhafte, das Kosmische, das Organische/Mechanische, das Historische/Geologische. Ihre Arbeit durchläuft, ausgehend einem konkreten Ort, mehrere Zeiten und Orte und verknüpft diese miteinander, um die planetarische Reichweite und die historische Tiefendimension dringlicher geopolitischer Fragen aufzuzeigen.
In Ancestral Clouds Ancestral Claims reist der Wind – die Luft ist das klassische Element, das dieser Teil der Filmreihe behandelt – von der Sahara bis zum Amazonas und entlang der Pazifikküste. Die Zusammensetzung materieller Realität erzählt dabei, ebenso wie die Stimmen aus dem Off, Geschichten über Migration und Vertreibung, aber auch von einer anderen Geographie, die von den Winden gezeichnet wird.
Das umfangreiche Vermittlungsprogramm zur Ausstellung umfasst Workshops, Performances, Open Study Sessions, Filmscreenings und diskursive Formate. In Zusammenarbeit mit der Akademie der bildenden Künste Wien, dem Tanzquartier Wien, der Universität für angewandte Kunst Wien und weiteren Partnerinstitutionen.
Der Film Ancestral Clouds Ancestral Claims startet zu jeder vollen Stunde abwechselnd mit deutschen und englischen Untertitel und Bildunterschriften. Um 11 Uhr wird die englische Fassung gezeigt, um 12 Uhr die deutsche und so weiter.